Vom Harburger Flaneur. Abschreiben tut man nicht. Aber es gibt Momente, in denen man abschreiben muss. Und heute ist ein solcher. Das verhält sich so:
Der beste Freund unseres Flaneurs ist ein afrikanischer Flüchtling, nennen wir ihn Bare. Bare ist um die Fünfzig, ein gut aussehender Mann, der noch nicht so gut deutsch sprechen kann dafür aber fließend englisch, italienisch – er arbeitete früher für eine europäische Airline – und arabisch sowie die Sprache seiner Heimat. Tiefgläubig ist er, es ist ein Erlebnis, ihm zuzuhören, wenn er den Koran auslegt, die 99 Namen Gottes zum Beispiel, denn für ihn ist Allah vor allem der Barmherzige, der Gerechte.
Aber er ist auch geschäfts- tüchtig. Es gefällt ihm nicht, Geld vom Sozialamt nehmen zu müssen. Er will ein Business gründen. Namentlich will er seinen Landsleuten in Europa, von denen es einige Hunderttausende gibt, vornehmlich in Skandinavien, Flugtickets für die Reise nach Afrika verkaufen. Dafür bräuchte er nicht mal ein Büro, sein Smartphone würde genügen.
Man könnte denken, dass sich die deutschen Behörden über einen solchen fleißigen Flüchtling freuen würden. (Ein erfolgreicher Businessmann bringt auch dem Staat Geld.) Dies ist leider Gottes und zu Bares Leidwesen nicht der Fall. In Grunde genommen sind die deutschen Behörden ratlos. Und, wie Bare es ausdrückt, sie ziehen sich auf ihr bürokratisches Regelwerk zurück.
Sie haben ihm ein DINA4- Blatt ausgehändigt, worauf acht (ich wiederhole, acht) Dokumente aufgelistet sind, die er vorlegen muss, bevor er sein Geschäft legal ausüben darf. Diese Liste ist teilweise so bizarr, so wirklichkeitsfremd, so – entschuldigen Sie bitte – blöd, dass dem Flaneur nichts anderes übrig bleibt, als sie abzuschreiben, oder wenigstens in Kurzform zu zitieren.
1) Ihre Geschäftsidee (mag angehen)
2) Private Kostenplanung
3) Betriebliche Kostenplanung
4) Kapitalbedarf und Finanzierungsplanung
(Wir sind immer noch im Bereich des Annehmbaren, aber dann ... )
5) Umsatz...
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