Von Almut Möhle. Was die Farbe seiner Kleidung betrifft, hat sich Michael de Wall festgelegt. Schwarze Jeans, dazu T-Shirts gern auch mit Bandlogos oder Tourshirts, die er auf Film- und Musikfestivals kauft. Die dunkelblonden Haare trägt er als Zopf, der ihm ein Stück weit über den Rücken fällt. Wenn er über Filme und Kino spricht, beginnen seine Augen zu leuchten.
Er hat viele Streifen gesehen, Fachbücher gelesen und kennt sich gut aus, was das technische Know-how angeht. „Ein bestimmtes Lieblingsgenre habe ich nicht“, sagt er. Einer seiner Lieblingsregisseure: der Kanadier David Cronenberg, vielen Kinobesuchern durch das Remake von „Die Fliege“ein Begriff.
Der Harburger Cineast hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Er ist Chef-Filmvorführer im Abaton im Grindelviertel. Michael de Wall wurde 1969 in Leer geboren und wuchs in Emden auf. Nach Hamburg kam er 1991. Er arbeitete zunächst im Mundsburger Kino als Kartenabreiße, ehe er begann, das Handwerk des Filmvorführers von der Pike auf zu lernen. „Filmrollenwechsel, Überblenden auf Projektoren, Schneiden und Kleben, wenn ein Film riss, Überwachung der Vorführapparate, Saalbeleuchtung, Akustik“, zählt er nur einige der Tätigkeiten auf.
Seit 2001 arbeitet er im Abaton, dem ersten Programmkino, das es in Deutschland gab. Als er sein zehnjähriges Jubiläum feierte, durfte er sich einen Film aussuchen, der an zwei Abenden lief. Er wünschte sich „Pink Floyd – The Wall“, was im Programmheft eigens erwähnt wurde.
Die Nachtbusfahrer in Harburg kennen ihn schon.
Durch die Digitalisierung hat sich hinter der Leinwand viel verändert. So mancher Filmvorführer verlor seine Arbeit. „Filme werden heute vom Verleiher nicht mehr auf Rollen, sondern als Datenpakete auf Festplatten verschickt, die auf Servern gespeichert und abgespielt werden“, erklärt de Wall.
Vom Computer können mehrere Kinosäle auf einmal gesteuert werden. De Wall arbeitet nicht nur werktags, an Wochenenden oder Feiertagen, sondern...
↧