Knapp 150 Leute fanden sich am Freitagnachmittag auf der Ottenser Hauptstraße zusammen, um gegen die geplante Bebauung des Parkplatzes neben den Zeisekinos an der Ecke Friedensallee und Behringstraße zu demonstrieren. Sie protestierten nicht dagegen, dass dort gebaut wird - sondern gegen das, was dort entstehen soll: In den Neubau sollen 850 Mitarbeiter der größten Werbeagentur der Welt WPP ziehen.
Warum der Protest? Der Zeise Parkplatz war eigentlich schon vergeben – als Standort für ein Wohnhaus mit Gewerbe im Erdgeschoss. Entstehen sollte ein Siebengeschosser mit 81 Mietwohnungen. Der Clou: die Hälfte sollte öffentlich gefördert werden. Für dieses Projekt hatte der Hamburger Entwickler Procom in einem Wettbewerb den Zuschlag von der Stadt und das Grundstück anhand bekommen. Nicht, weil Procom das meiste Geld bot - sondern weil das Konzept so gut war. Das Projekt schien in Sack und Tüten zu sein - es gab einen Architektenwettbewerb, den Loosen, Rüschoff + Winkler gewannen, Visualisierungen des geplanten Baus wurden veröffentlicht.
Nun kommt alles anders. Keine Sozialwohnungen, sondern ein Unternehmensgigant (siehe Kasten). WPP wird in Ottensen alle zwölf Hamburger Agenturen der Unternehmensgruppe an einem Standort zusammenführen. Mit der Planung wurde das Architektenbüro Störmer Murphy and Partners beauftragt, die sich ein Campus-Konzept mit offenem Foyer unter einem gläsernen Dach vorstellen.
Die Protestler, angeführt von Robert Jarowoy, Linken-Fraktionschef der Bezirksversammlung Altona, werfen sowohl den Investoren als auch den Entscheidern in Stadt und Bezirk Täuschung vor.
Skrollan Alwert wohnt dem Parkplatz direkt gegenüber. Sie hält der Stadt vor, ein Versprechen gebrochen zu haben. Für sie persönlich bedeute eine Werbeagentur: „Keine Nachbarn. Das sind doch alles Leute, die abends nach Hause gehen.“ Ihre Schreckensvision: ein totes Viertel wie die City Nord. Anwohnerin Marlit Klaus fürchtet weitere Verdrängung „normaler“ Bevölkerung aus...
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