Ein sozial tätiger Verband verkauft eine Seniorenwohnanlage an einen berüchtigten Inves-tor: Richard Lemloh, Sprecher der Arbeiterwohlfahrt, im Interview mit dem Elbe Wochenblatt.
Elbe Wochenblatt: Was war der Grund für den Verkauf?
Richard Lemloh: Der AWO-Landesverband hat die Immobilie ausschließlich mit dem Ziel verkauft, mehr in die Bereiche Kitas und ambulante Pflege zu investieren, weil wir in diesen Bereichen weiter wachsen wollen. Das reine Vermieten von Wohnungen – ohne Service-Angebote – passte nicht mehr in die Strategie des Verbandes.
EW: Was sprach dafür, die Immobilie an Akelius zu verkaufen?
Lemloh: Wir hatten vier Gebote, über die wir verhandelt haben. Akelius hat das höchste Gebot abgegeben. Im Rahmen der Vermögenswahrungspflicht als Wohlfahrtsverband sind wir unter Gemeinnützigkeitsaspekten angehalten, Vermögenswerte nicht unter dem Marktwert zu verkaufen.
EW: Wurde die Wohnanlage mit öffentlichen Fördermitteln errichtet? Damalige Investitionen?
Lemloh: Nein, es gab keine öffentliche Förderung.
EW: Hatte die AWO als sozial tätiger und verantwortlicher Verband keine Skrupel, an den als Mietentreiber bekannten schwedischen Konzern Akelius zu verkaufen?
Lemloh: Uns war bei den Verkaufsverhandlungen klar, dass alle potenziellen Investoren perspektivisch die Mieten erhöhen können und auch dürfen, solange sie Mietrechts-konform sind.
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