Von Roger Repplinger (Text) und Ulrike Schmidt (Fotos). Wir fahren mit dem Aufzug. Ein modernes Ding, zwischen all den alten Sachen. Geräuschlos, verglast. Wir fahren bis unters Dach. Unter der Dachschräge des Schwedenspeichers in Stade liegt die steinerne Sonnenuhr auf dem Tisch. Die Fotografin hätte sie gerne auf dem Boden, am liebs-ten auf einer schwarzen Pappe. Da geht der junge Mann, der uns begleitet, los, und besorgt Handschuhe und Pappe.
Die Handschuhe braucht er: Nicht, dass Bakterien auf dem Stein, womöglich Stades bestem Stück, Unheil anrichten.
Zwei Teile liegen dann auf der schwarzen Pappe, die Uhr ist ziemlich genau in der Mitte auseinandergebrochen. Zwischen den beiden Teilen fehlt etwa ein Zentimeter. Der Mensch, der die Uhr, wahrscheinlich heil, vor über den Daumen 300 Jahren, in den Stader Hafen geworfen hat, wo sie zerbrach, wusste nicht, dass er ein Barbar ist. Wie das bei Barbaren ja oft so ist. Halten wir ihm zugute, dass er die Uhr auf diese weise gerettet hat.
Die Uhr wurde Mitte des 17. Jahrhunderts gefertigt. Von einem Steinmetz aus Bremen, oder einem seiner Schüler. Das meint Willy Bachmann aus Richrath, einem Stadtteil von Langenfeld (Rheinland), . Bachmann ist Mitglied im Fachkreis Sonnenuhren der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie (DGC). „Der Steinmetz hat sie“, das konnte Bachmann durch Berechnungen feststellen, „standardmäßig für seinen Heimatort Bremen berechnet und ausgeführt.“ Mit der Abweichung, die das für Stade ergibt, konnten die Leute im 17. Jahrhundert leben.
Mit Experten für steinerne Sonnenuhren des 17. Jahrhundert sieht es im Lande nicht gut aus. Bachmann ist einer der Wenigen. Er hat die Uhr noch nie in Echt gesehen, nur Fotos. Fotos haben gereicht, der Mann ist heiß auf die Uhr.
Gerettet durch hellwachen Baggerfahrer
Im Herbst 2013 wurde in Stade im Hafen gegraben. Einer der wichtigsten Funde: die steinerne Sonnenuhr, die in zwei Etappen gehoben wurde. Die eine Hälfte wurde am 25....
↧