Von Reinhard Schwarz. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion hat sich von dem parteilosen Abgeordneten Walter Scheuerl aus Blankenese getrennt. Fraktionschef Dietrich Wersich hatte Scheuerl am Wochenende während des CDU-Parteitags in Wilhelmsburg „nahegelegt, die Fraktionsgemeinschaft der CDU zu verlassen“. Scheuerl, Sprecher der Initiative „Wir wollen lernen“, war 2011 auf CDU-Ticket zum einflussreichen Vorsitzenden des Schulausschusses der Bürgerschaft gewählt worden.
Anlass des Bruchs mit dem streitbaren Bildungspolitiker Scheuerl waren dessen kritische Äußerungen zu dem Schwenk der CDU in der Frage des neunjährigen Abiturs, dessen Wiedereinführung die Initiative „G9-Jetzt-HH“ fordert. Wersich nannte die Haltung Scheuerls, dessen Alleingänge manchen Christdemokraten seit Längerem nerven, „illoyal und inakzeptabel“. Scheuerl konterte: „Wersich hat nicht gelernt, wie Opposition geht.“ Und: Die CDU habe „sich von den Werten des Bildungsbürgertums verabschiedet“.
Die Hamburger Christdemokraten hatten sich bis vor kurzem noch zum achtjährigen „Turbo-Abi“ bekannt, das unter dem CDU/Schill/FDP-Senat 2002 eingeführt wurde. Auch der SPD-Senat will an G8 festhalten, um nicht erneut Unruhe in die Schullandschaft zu tragen. Seit rund zwei Jahren kämpft die Initiative „G9-Jetzt-HH“, der auch Scheuerl nahesteht, hingegen für die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums.
Während die CDU die Entscheidung über acht oder neun Jahre zum Abitur den Gymnasien überlassen will, fordert die Ini „G9-Jetzt-HH“ die flächendeckende Einführung von G9. Der Haken: Würden die Gymnasien sich für G9 entscheiden, würde das die Attraktivität der Stadtteilschulen mindern, die bisher als einzige den neunjährigen Weg zum Abi anbieten.
Für die CDU hat der Bruch mit Scheuerl den Vorteil, dass sie noch rechtzeitig vor der nächsten Bürgerschaftswahl in der Schulpolitik endlich mit einer Stimme sprechen kann – auch eine Aufwertung für die CDU-Bildungsexpertin Karin Prien aus Blankenese.
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