Der Promi-Boxer vom Kiez Ismael Ö., der sich immer gern für Fotografen in Pose stellt, freut sich diesmal gar nicht, als er die Journalisten sieht. Kein Wunder: Sie warten auf ihn vor Saal 201 im Altonaer Amtsgericht. Dort steht Ö. wegen gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Richter. Dem 34-jährigen Profisportler wird vorgeworfen, von Sommer 2007 bis zum Herbst 2012 unrechtmäßig Hartz IV bezogen zu haben. Alles in allem soll er den Steuerzahler um die Summe von 58.470,30 Euro betrogen haben.
Ö. soll gelogen haben, als er angegeben hat, er stehe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. „Tatsächlich“, so die Staatsanwaltschaft, „war er als Boxer beziehungsweise Boxpromoter tätig und konnte aus diesem Grunde keine anderweitige Tätigkeit annehmen.“ Er soll auch gelogen haben, als er versichert hat, er habe keine Einkünfte. Und er soll verschwiegen haben, dass er anrechenbares Eigentum besitzt – nämlich eine Reihe dicker Autos.
In den letzten Jahren hatte Ismael Ö. mehr Schlagzeilen als böser Bube gemacht als als Spitzensportler. Immer wieder leistete er sich Ausfälle, die ihn vor dem Kadi und in den Knast brachten: Mehrere Verfahren wegen Körperverletzung bis Ende 2011 – beispielsweise wollte er einmal, komplett betrunken, einen Türsteher auf dem Kiez mithilfe einer durchgeladenen Pistole überreden, ihn einzulassen. Pikant: Zu diesem Zeitpunkt war er noch auf Bewährung wegen einer Attacke auf einen Bordellchef.
Ins Altonaer Amtsgericht kommt der Boxer im dunkelblauen Adidas-Trainingsanzug. Angeblich, so wird im Flur vor dem Verhandlungssaal gemunkelt, ist er nur als „Freigänger“ unterwegs, theoretisch also noch im Knast, und eine Verurteilung in diesem neuen Fall würde ihn schnurstracks wieder in die Zelle führen.
Ob das stimmt, kriegt an diesem Tag keiner raus: Die Verhandlung wird vertagt. Dem Richter fehlen Unterlagen, die erst noch herbeigeschafft werden müssen. Ein neuer Termin muss angesetzt werden. Ö. verschwindet mit seinem Anwalt durch eine Hintertür. Die...
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