Quantcast
Channel:
Viewing all articles
Browse latest Browse all 18813

Die Schanze lässt ihn nicht los

$
0
0
Zuletzt hat Martin Musiol ein Buch zu den „Wänden der Schanze“ herausgebracht, ab 2014 will er an einem weiteren Werk arbeiten. Die Schanze und Martin Musiol – irgendwann ist zwischen den beiden was kaputt gegangen. Für den langjährigen Bewohner des Viertels war der Vandalismus eine Ursache. Musiol hat sich mit vielen anderen Eltern für den Spielplatz zwischen Bartelsstraße und Schulterblatt (Spitzname: BaSchu) eingesetzt. In dem Hinterhof entstanden nach und nach Seilbahn, Kletterhügel, Rutsche, ein betreuter Spielplatz, Bolzflächen. Doch immer wieder wurden Sachen zerstört, angezündet. „Das hat weh getan.“ Irgendwann reichte es ihm. Er lebte 25 Jahre im Schanzenviertel, seit 1998 wohnt er nun in Pinneberg. Sieht er sich heute den Trubel in den Gassen, die ganzen Kneipen und das Partyvolk an, sagt er: „Leben möchte ich hier nicht mehr.“ Er ist gern mal mittendrin, zieht aber insgesamt die Ruhe in der Vorstadt vor. Ein Häuschen im Wald. Hauptsächlich wegen der Kinder zog Familie Musiol raus. Heute pendeln alle wieder in die Stadt. Martin Musiol und seine Frau – beide Lehrer – zum Arbeiten. Die nun erwachsenen Kinder fahren zum Feiern in die Schanze. So ist das nun mal. Die Themen und das besondere Lebensgefühl im Schanzenviertel haben den Maler, Zeichner und Autor Musiol aber nicht losgelassen. Er hat ältere Nachbarn in der Susannenstraße interviewt, er hat zur jüdischen Vergangenheit recherchiert, er hat über Jahrzehnte fotografiert. Sein neuestes Buch „Wände der Schanze“ enthält Aufnahmen von Plakaten und Graffiti, zu denen Musiol eigene Erinnerungen oder Kommentare stellt. Nächstes Jahr will der 64-Jährige mit einem neuen Werk beginnen. Eine Art Geschichte rund um die Susannenstraße, in der Musiol über Jahrzehnte lebte. Kaiserreich, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, RAF – um diese Zeiträume und Ereignisse soll es unter anderem gehen. Die Schanze und Martin Musiol – da gibt es trotz aller Distanz immer noch eine Menge zu erzählen.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 18813