Von Karin Istel. Im Seitenfester spiegeln sich die Lichter der Mönckebergstraße, wo sich die Stadt vor Weihnachten noch einmal besonders herausgeputzt hat. Vor Saturn steht eine größere Gruppe mit dem Rücken zu den beleuchteten Elektrogeräten im Schaufenster. Als wir mit unserem dunkelgrünen Kleinbus in die Parkbucht einbiegen, kommen sie langsam näher.
Es ist Sonntagabend, kurz nach 20 Uhr, und der Mitternachtsbus der Diakonie bringt Essen und warme Getränke zu den Schlafplätzen der Obdachlosen in der reichen Stadt Hamburg. Kaum ist der Motor ausgestellt, drängen sich die 60 Menschen, die in der Kälte gewartet haben, an die Kante des Bürgersteiges. Jeder will der Erste bei der Essensausgabe sein. Einer wird von seinem Kumpel zurückgerissen, damit er nicht auf die nasse Straße fällt.
„Na, was habt ihr heute?“, fragt der Erste. „Brote mit Käse und Wurst. Was solls denn sein?“, antwortet Matthias Meyer-Seitz. Er steht an einer der sechs großen Plastikboxen, die bis zum Rand mit belegten Broten gefüllt sind, greift mit seiner rechten Hand, die in einem Latexhandschuh steckt, kurz in die Box hinein, schiebt drei Brote in die dünne, kleine Plastiktüte eines Drogeriemarktes und reicht das Päckchen nach draußen.
Helga Funk, Silvio Mense und Matthias Meyer-Seitz sind drei von rund 140 Ehrenamtlichen zwischen 20 und 70 Jahren, die dafür sorgen, dass der Mitternachtsbus an 365 Tagen im Jahr fahren kann. Die drei besetzen seit zwei Jahren alle vier Wochen gemeinsam eine Tour. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Matthias, der als Lehrer arbeitet.
Vor Beginn der Fahrt haben sie eine Stunde lang Brote mit Margarine beschmiert und diese anschließend mit Käse oder Wurst belegt. Das ist jeden Sonntag so, wenn die Geschäfte geschlossen haben und keine Essensspenden kommen. Die Lebensmittel wurden am Donnerstag zuvor von den Helfern eingekauft – mit Geldern, die ebenfalls gespendet wurden.
Vor dem Bus stehen die Obdachlosen Schlange, es wird gelacht und gepöbelt. „Wir...
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