Ch. v. Savigny, Altona
Einiges erinnert noch an den Amtsschimmel von früher – der graue Linoleumfußboden zum Beispiel, oder die altmodischen Namensschildchen an den Türen. Doch im alten Finanzamt Altona sieht man längst keine Bürohengste mehr über Steuerbescheide gebeugt sitzen. Der Behördenmief ist verschwunden und hat jungen Unternehmern Platz gemacht.
Seit Februar 2012 ist ein Großteil der Räume vermietet – wie lange noch, steht allerdings in den Sternen. Denn die zuständige Finanzbehörde hat angekündigt, das Haus „mittelfristig“ verkaufen zu wollen. Auf die Dauer müssen sich die Mieter wohl nach neuen Räumen umsehen.
2. Stock rechts: Dennis Hinz, von Beruf Cutter, Felix Bonge und Tim Heesen, beide Designer, kommen eben von der Mittagspause zurück. Die Umgebung mit den vielen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sei einfach großartig, findet Bonge. Zu dritt teilen sich die jungen Kreativen ein Studio, ihre Firma nennt sich „Allerzeiten“. 50 Quadratmeter, hohe Fenster, frisch geweißte Wände – da kann man eigentlich nicht meckern. „So kleine, gut geschnittene Räume sind sonst schwer zu finden“, sagt Bonge.
Im gleichen Stockwerk gegenüber residiert die „Villa Stoff“ mit Geschäftsführerin Maria Hennlein. Auf gerade mal 16 Quadratmetern verkauft sie bunt geblümte Stoffe. Sie habe ihr Hobby zum Beruf gemacht, erklärt Hennlein – und eine Marktlücke entdeckt: Stoffe, aus denen man Kindersachen nähen kann. „So etwas gibt es sonst gar nicht“, sagt sie. Der Laden läuft gut, auch wenn es der schweren Eingangstüre in der Großen Bergstraße kaum anzusehen ist, wer hier eigentlich zu Hause ist. Die „Villa Stoff“ sei daher eigentlich mehr „Showroom“ als Geschäft, sagt Hennlein. „Das meiste verkaufe ich über das Internet.“
Gut zehn Euro warm pro Quadratmeter zahlen die Mieter – darunter Autoren, Künstler, eine Schauspielschule und ein Teil der Hochschule für Musik und Theater. Nach Auskunft von Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, laufen die Mietverträge Ende 2014...
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