Er hüpft, springt, flitzt, saust, spielt, durchsucht, schnüffelt, spitzt die Ohren, schmust, kuschelt, erzählt, frisst und schläft. Ein Jahr lang „Juli“, mein Kaninchen.
Er wurde genau vor einem Jahr im Monat Juli in einem viel zu kleinen Käfig am Straßenrand ausgesetzt (das Wochenblatt berichtete) und bereichert seitdem mit viel Freude mein Leben. Aus einem kleinen Mann ist nun ein großer geworden. Er weiß ganz genau, was sich gehört, dass zum Beispiel sämtliche Kabel in der Wohnung tabu für ihn sind, und auch wo sich sein WC befindet. Ich kann ihm ganz und gar vertrauen, wenn er täglich auf Abenteuersuche geht. Wenn ich nicht da bin, hat Juli eine Nanny, die alte Hundedame Mimi, die mit ihm spielt und auch mal klar stellt, wer hier der Boss ist, obwohl Juli seinen Spaß daran hat, ihr auf der Nase herumzutanzen. Juli ist kerngesund und bekommt täglich beste Hausmannskost.
Das beste Hasenfutter samt Grünzeugbeilage gibt es, finde ich, auf dem Fischmarkt. Dort verkaufen die Tierhändler ihre spezielle Mischung für Kaninchen. Seit ein paar Wochen konnte ich aber die Tierhändler nicht mehr auf ihren Stammplätzen wiederfinden und war etwas geknickt. Im Marktbüro nachgefragt, bekam ich zur Antwort, dass die Tierhändler noch da sind, sie mussten nur umsiedeln auf den Platz, wo auch die Blumenhändler stehen, neben der Fischauktionshalle. Und warum? Weil Anwohner sich über das laute „Kikeriki“ der Hähne beschwert hatten. Das gab es auch noch nicht in der Geschichte des Fischmarkts!
Ich kann mir heute immer noch nicht vorstellen, warum mein kleiner Freudenbringer von Menschen angeschafft wurde, um ihn dann schnell wieder zu entsorgen. Wenn ich das nicht nicht so traurig finden würde, müsste ich mich eigentlich bei den Leuten bedanken, sonst hätten Juli und ich uns nie gefunden. Wir sind heute die besten Kumpels.
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