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„Flohmarkt hat Kultur“

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Günter Zint mit einem von ihm geschossenen Foto der Beatles von 1966. Kostenpunkt: 30 Euro. Fotos: cvs Von Christopher von Savigny. Eine alte Flohmarktweisheit besagt, dass frühes Kommen die besten Schnäppchen sichert. Am Stand von Cathrin und Nina aus Uhlenhorst sind es die grünen Kinderturnschuhe einer angesagten Sportartikelfirma, die besonderes Aufsehen erregen. Schon morgens um 8 Uhr herrscht dichtes Treiben auf dem Schlachthofgelände. Fünf Euro will Nina für das Paar haben, das noch funkelnagelneu aussieht – im Geschäft hat sie sicher zehnmal so viel dafür bezahlt. François, ein Kameruner, dreht die grünen Treter unschlüssig in den Händen hin und her. „Meine Tochter braucht welche“, erzählt er – und zieht dann doch von mit leeren Händen dannen, weil ihm die Schuhe angeblich zu teuer sind. Nina ist es egal. „Das Wetter ist gut, und die Leute sind nett.“ Auch wenn der Standort ganz hinten am Zaun nicht so ideal sei. „Wir bleiben auf jeden Fall so lange, bis alles weg ist!“ Die „Flohschanze“ zwischen dem Musikzentrum St. Pauli und der alten Rinderschlachthalle gilt als einer der beliebtesten Flohmärkte Hamburgs. Auf dem rund 1.200 Quadratmeter großen Open-Air-Gelände finden sich jeden Sonnabend zwischen 100 und 120 Verkäufer ein, um alte Bücher, Schallplatten, CDs und Antiquitäten unters Volk zu bringen. „Wir achten streng darauf, dass keine Billigwarenhändler ihren Ramsch anbieten“, sagt Organisator Roland Resag, dessen Büro sich nicht umsonst „marktkultur hamburg“ nennt. „Die Leute wollen keine Sonderposten wie Socken oder Handys, sondern Trödel aus Omas Schrank!“ Resag weiß, wovon er spricht: Während seine Kommilitonen in typischen Studentenjobs schufteten, verdiente er sich sein Studium der Sozialwissenschaften mit Flohmarktverkäufen. Ein paar Meter weiter hat Sean, ein junger Engländer, der in der Hamburger Neustadt lebt, ein abenteuerliches Sammelsurium ausgebreitet: eine Sammlung von Buddhafiguren ist darunter, eine ehemalige Kneipeneinrichtung und eine Heizung für ein Wasserbett. Wieso braucht er die nicht mehr? „Das Bett ist kaputtgegangen“,...

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