Von Christopher von Savigny.Hagebuttentee in großen Blechkannen, gerne auch mal lauwarm. Und dazu eine Scheibe gewöhnliches Graubrot, dünn belegt mit Käse und einem Zweiglein Petersilie. Herrlich romantisch diese Erinnerung an einen Jugendherbergsaufenthalt von vor vielleicht 30 Jahren! Heute würden sich viele mit Schaudern abwenden. Doch die Zeiten haben sich geändert: Ohne ausgefeilten Speisenplan mit Vollwertkost und vegetarischem Angebot geht heutzutage nichts mehr.
Aber die Grundidee ist nach wie vor dieselbe: Jugendlichen (und inzwischen auch Erwachsenen) eine schlichte, bezahlbare Unterkunft zu bieten.
In diesem Jahr ist der Landesverband Nordmark des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) 100 Jahre alt geworden. Anlass, der Forschungsstelle für Zeitgeschichte am Schlump sein gesamtes historisches Material an Zeitschriften, Briefen, Geschäftsberichten, Gästebüchern und Fotos zu übergeben. „Ein dreiviertel Jahr haben wir nur sortiert und archiviert“, sagt der Historiker Josef Schmid.
Einige Schätze finden sich darunter, die über das Herbergsleben von früher Auskunft geben. Etwa Hausordnungen, die haargenau festlegen, wieviel Blatt Klopapier dem Herbergsvater und wieviel dem Gast zugestanden werden. „Man lacht sich krank, wenn man das liest“, sagt Schmid. Oder der Brief eines Altonaer DJH-Geschäftsstellenleiters von 1926, der einem Hamburger Lehrer die Vorzüge einer Klassenreise unterbreitet: „Eine Harzfahrt im Oktober gehört mit zu den schönsten Erlebnissen, die man auf einer Wanderung haben kann“, schreibt er. Preise spielen bei ihm eine ganz wesentliche Rolle: 20 bis 30 Pfennig kostet die Übernachtung pro Nase, für 60 bis 70 Pfennig ist „zusammengekochtes Essen“ zu haben - was auch immer das gewesen sein mag. Eine Fundgrube sind auch die Gästebücher, zum Beispiel das der Kieler Jugendherberge „Bellevue“ von 1953. Dort findet sich folgender Stoßseufzer eines ermatteten Luruper Wandersmanns: „Ich konnte mich endlich wieder ausruhen!“ Und ein Tramper...
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