Hamburg ist die kuscheligste Stadt der Welt – vor allem in der U-Bahn mögen die Menschen offenbar den Körperkon-takt zum Nachbarn.
Morgens in der U3, 8.30 Uhr: Die U-Bahn ist voll. Ob die majestätische alte oder die schicke stählerne neue: Man muss sich reinschieben oder -drängeln, um noch mitzukommen. Das Verrückte: In den Wagen ist noch genug Platz, der ganze Gang zwischen den Sitzreihen ist leer. Aber ausgerechnet vor den Türen knubbeln sich die Fahrgäste auf einem Haufen. Man hat das Smartphone des Nachbarn vor Augen, einen Arm zur Haltestange vor der Nase, den Tzaziki-Atem des Hintermanns im Nacken. Ja, Großstadtleben ist nicht immer schön.
Manchmal rufe ich schon draußen vor der Tür: „Können Sie nicht mal in den Gang durchgehen?“ Irritierte Augenpaare schauen mich an. War das jetzt zu böse? Find ich nicht. Aber in Hamburg geht ja eher ‘ne Bombe hoch, als dass einer was sagt.
Ich glaube, die Leute wollen mal wieder jemanden fühlen. Zumindest morgens in der U-Bahn, wenn der Rest der Stadt noch schläfrig vor sich hin dämmert. Da steht man dann gern in einem Pulk, geschützt wie die Pinguine in der Antarktis vor der kalten Welt da draußen. Gibt ja sogar organisierte Kuschelpartys, um von anderen berührt zu werden. In der U-Bahn gibts das immerhin kos-tenlos ...
Aber wehe, wenn es so heiß ist wie jetzt: schweißnasse Haut, kurze Röcke, kurze Hosen, verschwitzte T-Shirts an den Armen – da will ich erst gar nicht dran denken.
Das Leben in der Großstadt ist spannend – in unserer neuen Kolumne schreiben Autoren des Elbe Wochenblatts darüber, was ihnen auffällt. Erlebnisse, Beobachtungen, Meinungen aus Eimsbüttel und Umgebung, mal bissig, mal humorvoll: Viel Vergnügen mit den „Eimsbütteler Ansichten“!
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