Von der einen Seite pfiffen die Demonstranten, von der anderen Seite ratterte lautstark ein Zug vorbei: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hatte gleich mit mehreren Lärmquellen zu kämpfen, als er zur geplanten Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße ein paar Worte sagen wollte. Der CSU-Politiker war zum symbolischen ersten Spatenstich für das 136-Millionen-Euro-Projekt extra aus Berlin angereist.
Ganz bewusst war der Termin nicht als Startschuss für das gesamte Straßenbauprojekt angekündigt worden, sondern nur „für den Bau von Lärmschutzanlagen“. Der Grund: Gegen die Verlegung der B4/75 läuft zurzeit noch eine Klage beim Oberverwaltungsgericht. Die Klagegemeinschaft „Rechtsschutz Lebensqualität Wilhelmsburg“ wehrt sich mit juristischen Mitteln gegen den Ausbau der Straße, da sie wegen der autobahnähnlichen Ausmaße der neuen Reichsstraße mit einer Zunahme von Lärm und Verkehr rechnet. Das Argument des verbesserten Lärmschutzes lassen sie nicht gelten. Dahinter verberge sich die absurde Logik: Wir erzeugen mehr Lärm, damit es leiser wird!
Ramsauer ist naturgemäß ganz anderer Ansicht: „Durch die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße an die Bahnanlagen werden die Anwohner erheblich vom Lärm entlastet. Das bedeutet: Mehr Lebensqualität in Wilhelmsburg durch weniger Straßen- und Schienenlärm.“ Bürgermeister Olaf Scholz wies noch auf einen weiteren Vorteil hin: „Die Trassen werden gebündelt, und das schafft Flächen für den Wohnungsbau.“
Unweit der Bühne, auf der Ramsauer, Scholz und Verkehrssenator Frank Horch die Verlegung der Bundesstraße als Verbessungsmaßnahme für den Stadtteil feierten, zelebrierten eine Hand voll Gegner den „letzten Spatenstich für die Planungen zur Wilhelmsburger Reichsstraße“. Schwarz gekleidet, mit Trauerflor und roten Rosen, beerdigten die Demonstranten das ihrer Ansicht nach für den Stadtteil schädliche Straßenbauprojekt öffentlichkeitswirksam vor der neuen Umweltbehörde.
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