Von Andreas Tsilis. Aufmerksam prüft Claus Christian Rehwoldt wie der Zylinder die schiefe Ebene herunterrollt. Ein Stammkunde hat die „Rollende Uhr“ aus dem 19. Jahrhundert zum Reparieren vorbei gebracht. Solche Raritäten sind keine Seltenheit bei „Juwelier Balhorn“ am Sand, dessen Inhaber Rehwoldt seit nunmehr 26 Jahren ist. Zuvor war er jahrelang Verkaufsleiter in der Schmuck- und Uhrenindustrie. Kaum einer weiß besser, wie der Markt tickt.
„Harburg ist ein schwieriges Pflaster“, sagt Rehwoldt, „viele Konsumenten haben weniger Geld und kaufen gerne und öfter Modeschmuck.“ Früher, als die Scheine noch locker in der Tasche saßen, war Balhorn nicht nur bei Harburgern die erste Adresse für hochwertige Uhren, Nobelmarken und edlen Schmuck. Heute fahren die Kunden an den Jungfernstieg oder nach Buchholz, heißt es dazu aus der Uhrmacher-Landesinnung Hamburg.
Vollkaufmann Rehwoldt hat sich längst auf veränderte Käuferansprüche eingestellt und bietet Uhren und Schmuck aller Stilrichtungen an. Dafür wurde manches Luxusgut gestrichen: Teure Ladenhüter will er sich nicht leisten. Die Hoffnung, dass das Quartier zwischen Sand, Hölertwiete und Neue Straße im neuen Glanz erstrahlt, bleibt. Der Standort sei gut, nur gekauft wird woanders. „Vom Lauf her haben wir eine 1 C – Lage“, erklärt Rehwoldt. Das wäre Gewerbegebietstatus – schlimmer kann es für einen Juwelier eigentlich nicht kommen.
Dennoch bleibt er gelassen. Balhorn hat in seiner 180-jährigen Geschichte viele Krisen und Wettbewerber überlebt. Außerdem soll das geplante BID/Sand das Umfeld wiederbeleben. Ein BID (Business Improvement District) ist das, was die Lüneburger Straße schon seit Jahren hat: Eine Partnerschaft ansässiger Gewerbetreibender und Hauseigentümer, mit dem Ziel den Standort aufzuwerten. Fürs erste würde Rehwoldt bereits eine neue Bepflasterung des Gehwegs reichen. Mittelfristig müsste der Standort aufgehübscht werden, manches „atmet den Charme der 1960er-Jahre“, meint Rehwoldt.
Dass er...
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