Von Reinhard Schwarz. Sieglinde K. (Name geändert, d. Red.) ist hilflos und enttäuscht: Ihr bisheriger Arzt am Julius-Brecht-Weg in Osdorf gab innerhalb weniger Tage seine Praxis auf, war für Patienten nicht mehr erreichbar. Sieglinde K. wandte sich verärgert ans Wochenblatt: „Ich habe durch Zufall von dem Pflegedienst meiner Mutter erfahren, dass die Arztpraxis am 30. Juni schließt. Ich konnte es gar nicht fassen, zumal ich am 16. Juni, noch in der Praxis war, und keiner etwas verlauten ließ.“ Die 52-jährige W. und ihre 81-jährige kranke Mutter waren beide seit Längerem bei dem Internisten Dr. Dieter S. in Behandlung.
Julius-Brecht-Weg 11: Vor dem „Fachärztezentrum am EEZ“ gibt ein Schild Auskunft über die Sprechzeiten der ansässigen Mediziner. Nichts weist darauf hin, dass die Praxis von Dr. S. bereits geschlossen ist.
Im Haus selbst, an der Tür zur Praxis, findet sich ein handgeschriebener Zettel mit der Mitteilung, dass die Praxis zum 30. Juni geschlossen werde. „Aus Übergabe-technischen Gründen ist eine Information zu einem früheren Zeitpunkt nicht möglich.“ Die Praxis werde von der Kardiologie-Praxis Dr. Michael Weisbach am Tibarg übernommen. Dort könne man seine Unterlagen einsehen oder anfordern.
Auf Anfrage erklärt Dr. Weisbach zu den Gründen der scheinbar überhasteten Praxisschließung seines Osdorfer Kollegen: „Erfahrungsgemäß kommt keiner mehr, wenn man das zu früh ankündigt.“ Internist Dr. S. habe „sich anders orientiert“. Möglicherweise sei die Praxis nicht mehr wirtschaftlich gewesen.
Sieglinde K. ist sauer: „Ich halte es für unverantwortlich gegenüber den Patienten, diese nicht rechtzeitig über eine Praxisschließung zu informieren.“
Zur Praxis am Tibarg in Niendorf zu fahren, sei für ihre Mutter nicht zumutbar. Nachdem sie bei einem anderen Internisten wegen Überlastung abgewiesen wurden, haben Mutter und Tochter nun eine neue Ärztin in Osdorf gefunden.
Was sagen die Fachverbände:
Ärztekammer Hamburg: „Wir wissen nicht, warum Herr Dr. S....
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