Hamburg-Süd - Seine Leidenschaft sind seine Tauben: Ein Leben ohne seine 100 Tauben kann sich Michael Scherwat nicht mehr vorstellen. Heute transportieren die Tauben zwar keine Briefe mehr, werden bei Wettflügen aber genauso sehnlich erwartet. Über sein Hobby als Züchter und Zweiter Schriftführer in der „Harburger Reisevereinigung von 1925“ sprach Michael Scherwat mit dem Elbe Wochenblatt.
Was ist denn die Reisevereinigung?
Michael Scherwat: Nicht die Menschen, die Tiere reisen. Vor einem Wettkampf werden die Tiere zu einer Sammelstelle gebracht, von wo aus sie gemeinsam zum Wettkampfort gefahren werden.
Da es bis 1925 in Harburg noch keine Reisevereinigung gab, mussten die Taubenzüchter mit den Tieren nach Hamburg rüber. Das war umständlich und zeitraubend. Also wurde die Harburger Reisevereinigung gegründet, ein Zusammenschluss von um die 20 Vereinen.
Wie viele Mitglieder hat die Reisevereinigung?
MS: Zu unserem 75. Jubiläum im Jahr 2000 waren wir 20 Vereine mit insgesamt 175 Mitgliedern. Heute sind es 122, darunter sechs Jugendliche.
Warum gehören Sie der Harburger Reisevereinigung an, wenn Sie auf Finkenwerder leben?
MS: In Harburg darf man in vielen Stadtteilen keine Tauben mehr halten. Deshalb sind die Züchter in die Randgebiete, in den Landkreis gegangen. Hier auf Finkenwerder bin ich einer von vier Züchtern. Außerdem wohne ich hier.
Wie werden die Tauben trainiert?
MS: Tauben sind „die Rennpferde des kleinen Mannes“. Das Training verläuft spielerisch. Ich vergrößere die Distanz immer weiter zwischen Abflugort und Zuhause.
Und beim Wettkampf?
MS: Wir laden die Wettkampftauben ein und fahren sie zur Einsatzstelle. Dort werden sie anhand ihres Chips registriert. Dann fahren sie mit anderen Tauben im „Kabinenexpress“ zum Wettkampfort, wo sie freigelassen werden. Wir bleiben zu Hause und geiern drauf, dass die Tauben so schnell wie möglich wieder nach Hause fliegen und in den Schlag gehen. Erst dann löst der Chip wieder ein Signal...
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