Rohullah Kazimi ist auf Zeitreise. Mit Buntstift, Farbe Tallingrün. Nächster Halt: Renaissance. Kazimi ist Künstler, Mitglied der „Schlumper“. Der 27-Jährige malt gerade an einem Porträt eines italienischen Künstlers: Giorgio Vasari, Architekt, Maler, Kunsthistoriker, geboren 1511 in Arezzo. Jetzt ist der grüne Hintergrund dran.
Kazimi ist 1987 in Kabul geboren worden. Keine gute Zeit, kein guter Ort, seine Familie floh zwei Jahre später vor dem Bürgerkrieg in Afghanistan, als Siebenjähriger kam er schließlich nach Hamburg. „Ich wollte als Kind schon zeichnen, das
hab’ ich im Blut gehabt“, sagt er. Seit 2007 ist Kazimi bei den „Schlumpern“, der Ateliergemeinschaft behinderter Künstler. Schaut man sich die großformatigen Buntstiftzeichnungen, die Stickereien, Radierungen und die unglaubliche Vielfalt der Motive an, kann man nur sagen: Das ist genau das Richtige für ihn, er ist genau der Richtige hier. Er zeichnet, schafft, stickt und schreibt, dass man sich bald fragt: wo ist das Magazin dafür?
Kazimi beschäftigt sich mit Weltgeschichte, berühmten Menschen, Comic-Helden, Natur und Wissenschaft. Er befasst sich mit Epochen, Bücher und Bildbände stapeln sich auf seinem Arbeitstisch. Das Wichtigs-te: Mehrere Dutzend farbige Stifte, fein säuberlich aufgereiht, Grüntöne, Blautöne, Lilatöne in feinen Abstufungen nebeneinander.
Er saugt Themen auf, Geschichten, Personen, Mythen – und macht daraus ein Bild. Zum Beispiel die Radierungen: Da hängen Romeo und Julia neben einem lesbischen Paar, ein afrikanischer Schamane neben einem Stillleben nach Botticelli. Die Stichworte und kurzen Geschichten sprudeln nur so aus ihm heraus. „Kunst ist, dass man frei arbeitet und nicht so wie Grafik-Designer (Werbung)“, sagt Kazimi selbst.
Stimmt. Muss man nichts mehr hinzufügen.
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