Als ich Schüler war in London, spielten die Busfahrer mit den Passagieren ein unendlich erheiterndes Spiel, das wir „Knock Down The Passengers“ nannten. Das ging so. Der Busfahrer fuhr so wild, dass die Fahrgäste zunächst hin und her geschüttelt wurden, dann das Gleichgewicht verloren und endlich auf dem Boden des Busses landeten. An eine Fahrt erinnere ich mich besonders gut. Das Fahrziel war Battersea. Als wir dort ankamen, lagen alle Fahrgäste auf den Boden, nur mein Bruder und ich nicht, da wir uns geweigert hatten mitzuspielen. Der triumphierende Busfahrer beschimpfte uns als Spielverderber, womit er völlig recht hatte.
Nun ist es durchaus erfreulich zu bemerken, dass dieses lustige Spiel Harburg erreicht hat. Die hiesigen Busse haben natürlich viel mehr PS als die roten Doppeldecker-Busse von damals, so dass die Harburger Busfahrer viel mehr Möglichkeiten haben, Fahrgäste zu Fall zu bringen. Wir verraten dem geneigten Leser einige ihrer Kniffe: ruckartiges Wegfahren von der Haltestelle, waghalsiges Bremsen vor der nächsten, in die Kurve mit abenteuerlicher Geschwindigkeit fahren, und was es dergleichen mehr noch gibt. Jeder Harburger Fahrgast kennt das zur Genüge.
Allein: die Harburger Fahrgäste schimpfen über die wilde, rücksichtlose Fahrweise des HVV-Personals. Damit zeigen sie, dass sie noch nicht verstanden haben, dass es sich um ein Spiel handelt, das auf Deutsch „Schlag den Fahrgast“ heißt. Aus Insiderkreisen erfahren wir, dass es in der Gehaltsordnung des fahrenden HVV Personals ein Kopfgeld für jeden Fahrgast gibt, der zu Boden geht. Etwa 150 Euro glauben wir. Das stachelt die Spielfreude der Busfahrer enorm an. Ich selber stieg neulich aus dem 142er am Harburger Rathaus aus. Alle andere Passagiere waren bewusstlos. Aber ich hatte in der Jugend ein Training absolviert, das die deutschen Fahrgäste nicht genossen hatten. Der Fahrer jenes Busses freute sich auf eine hohe Gehaltszulage.
Also liebe, mitleidende Harburger Fahrgäste, nehmen Sie es...
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