Von Reinhard Schwarz.
Can ist acht Monate jung und war eine zeitlang ein Problemkind: Er wollte nicht recht essen, wog zu wenig. Doch seitdem Mutter Mercan (34) mit ihm ins „Waschhaus“ am Heerbrook 8 in Iserbrook geht, hat er ordentlich zugelegt. „Ich bin eigentlich hier, damit Can Kontakt zu Gleichaltrigen findet“, sagt die Schenefelderin, während Can aufgeregt die Umgebung mustert.
Auch Andrea (32) kommt regelmäßig mit Sohn Julian (1) in das kleine Haus mit dem Flachdach, in dem früher mal die Bewohner der benachbarten Hochhäuser ihre Wäsche wuschen. „In der großen Runde wird immer etwas angesprochen wie etwa das Thema Zahnpflege, Kinderkrankheiten, Ernährung, es gibt Durchschlaftipps und die Gewichtskontrolle“, zählt die Iserbrookerin auf.
Seit fünf Jahren ist das „Familienteam Altona-West“ - so die offizielle Bezeichnung - vor Ort in Iserbrook. Es ist so etwas wie ein Mix aus Kennenlerntreff, Beratung und Unterstützung, den die Frauen vom Team anbieten. Träger ist der Kinderschutzbund, erläutert Diplom-Sozialpädagogin Elke Guse: „Es handelt sich um ein präventives Angebot, das die Schwangerschaft und das erste Lebensjahr des Neugeborenen umfasst.“
Das „Waschhaus“ liegt etwas versteckt, beinahe schon abgelegen. Doch durch Mundpropaganda finden zahlreiche Mütter den Weg in die kleinen Räume. Freitagvormittag: Am Tisch sitzen mindestens ein Dutzend Mütter mit fröhlich krakeelenden Mädchen und Jungen um den großen Frühstückstisch. Viele Mütter genießen es, mal nicht selbst den Tisch decken zu müssen. „Wenn man mal einen schlechten Tag hat, kann man das Kind auch mal für zehn Minuten allein lassen und frühstücken“, sagt Andrea.
Zum Team gehören auch zwei Hebammen sowie eine Kinderkrankenschwester. „Die Menschen kommen meist zu uns, aber manchmal ist es auch wichtig, mitzugehen, etwa zum Jobcenter oder zur Stelle für Wohnungsnotfälle“, sagt Elke Guse. Mit der Geburt eines Kindes beginne für die Eltern „ein neuer Lebensabschnitt, den man erst lernen muss“....
↧