Der Geruch sei unerträglich, sagt Kai Wagner. „Wenn ich ins Bett gehe und das Fenster ist offen, riecht es wie in der Toilette“, klagt der Wilhelmsburger. Ursache seines Ärgers ist ein Pissoir auf dem Stübenplatz, das keine zehn Meter entfernt vor seiner Mietwohnung in der Julius-Ertel-Straße steht. Das kleine offene Häuschen mit einer Glasfassade hatte der Bezirk vor drei Jahren aufgestellt, um für mehr Sauberkeit auf dem Marktplatz zu sorgen. Wagner zieht Bilanz: „Jetzt gibt es noch mehr Trinker, die sich hier treffen und trotzdem gegen die Häuser pinkeln!“
Auch Wagners Nachbarn ärgern sich über den Uringestank und fordern ein geschlossenes Klohäuschen. „Wir wollen, dass es zugemacht wird, damit die Leute nicht mehr von dem Geruch belästigt werden“, sagt Wally Weiß. Außerdem würden die pinkelnden Männer Kinder verschrecken. „Früher waren wir immer mit den Enkelkindern hier“, erzählt Mike Müller. „Das geht nicht mehr. Wie soll man es Kindern denn erklären, wenn da ein Mann mit offener Hose raus-kommt.“ Auch dass nur Männern die öffentliche Toilette nutzen können, erntet Kritik. „Es ist diskriminierend, dass es keine Möglichkeit gibt, für Frauen und Kinder auf Klo zu gehen“, sagt Nadia Konopke, und Töchterchen Leni (7) fordert: „Da muss ein ordentliches Klo hin!“
Kai Wagner hat 200 Unterschriften gegen die Toilette gesammelt und an das Bezirksamt geschickt. Doch sie soll bleiben. „Wegen der positiven Annahme des Urinals und der Reduzierung des öffentlichen Urinierens“, erklärt Bezirksamtssprecher Norman Cordes.
Auch der Sanierungsbeirat für das Reiherstiegviertel, auf dessen Initiative das Pissoir aufgestellt wurde, spricht sich für dessen Erhalt aus. Wer sich in einem der vielen umliegenden Kioske mit Getränken versorgt, müsse irgendwo auf Toilette gehen können, sagt Marina Lindemann, Vorsitzende des Sanierungsbeirats. Bevor es das Urinal gab, habe es große Probleme mit öffentlichem Urinieren gegeben. „Wir brauchen ein öffentliches Klo im Viertel. Das Pissoir...
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