Tony war mal wieder auf Scout-Tour zugange - Straßen und Geschäfte auf Barrierefreiheit zu überprüfen -, als er von einer älteren Frau angesprochen wurde. "Sagen Sie mal, junger Mann ..."
Tony ist nicht jung, niemals gewesen, aber sei es drum, folgen wir ihren Worten: "Was schreiben Sie denn da auf? Die Kennzeichen von den Parksündern?"
Sie standen auf dem Gehweg der Virchowstraße und Tony verneinte, schüttelte seinen kahlen Kopf und ließ seinen Reim vom Stapel, dass er von der Organisation "Hamburg barrierefrei" sei, zu überprüfen, ob die Wege rollstuhlfähig sind.
"Sie fahren aber gar keinen Rollstuhl!", sagte die Schlaumeierin.
"Da haben Sie Recht!", meinte er und verwies auf seine Empathie und seine fundierten Fachkenntnisse, wie die Welt im pflegeleichten und weichgespülten Zustand auszusehen hätte.
"Aha", sagte die Frau, einigermaßen gelangweilt. Sie ist nur einsam, stellte er fest.
"Einsam einsam ...", sang er ein bisschen, "Einsam ... trillerie"
Bevor Sie feststellen, lieber Leser, dem guten Tony mangele es am nötigen Ernst, wollen wir ihm doch zugute halten, dass er sich alle Mühe gibt, wirklich.
Er ist kein schlechter Mensch, so unterhielt er sie die folgenden fünf Minuten mit Anekdoten und Fragestellungen, bezüglich des von ihr geführten Lebens. Wie es denn so sei, alt zu sein.
Ein nicht mehr junger Herr, gestützt auf einem schicken Rollator, gesellte sich zu ihnen. Kurz darauf ein echter Rollstuhlfahrer, war da eine Fete im Gang? Ein spontanes Sit-In?
Ach, nichts da, nur vom Zufall zusammengewürfelte Menschen, die am Straßenrand ein paar Worte wechselten. Schade, dass nicht Kaffee und Käsekuchen auf einer Tafel zur Verfügung standen, klassische Musik, ein flottes Allegro von Albinoni vielleicht, und sie hätten zu tanzen begonnen, so gut es eben geht mit den Beschwerlichkeiten des Alters, und denen des Herzens, wie im Falle Tonys.
Ach ja, Menschen - sie können einen runter- und sie können einen raufziehen, ist alles drin. Man reicht die Hand...
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