Von Volker Stahl. Carl-Cohn-Straße 39, Hamburg-Alsterdorf: Unter dem Dach des als „Block 3“ bezeichneten grauen Dienstgebäudes befindet sich Hamburgs jüngs-tes Museum. 21 Räume auf 1.400 Quadratmetern sind vollgestopft mit teilweise skurrilen Utensilien aus der Verbrechensgeschichte der Hansestadt. Zur Einstimmung flimmern im sogenannten „Prolog-Raum“ Szenen aus jüngeren Vergangenheit über mehrere Bildschirme. Zu sehen sind Reiterstaffeln, Impressionen von Demonstrationen, Festnahmen und eine Polizistin im Gespräch mit einem Gehandicapten, neben dem ein Blindenhund mit dem Schwanz wedelt – Bilder vom „Hamburger Kessel“ aus dem Jahr 1986 sind nicht zu sehen. Immerhin: Der rechtswidrige Polizeeinsatz, bei dem 800 Demonstranten auf dem Heiligengeistfeld stundenlang festgehalten wurden, wird an anderer Stelle ausführlich geschildert.
Im großen Ausstellungsraum folgt ein Streifzug durch 200 Jahre Hamburger Polizeigeschichte, dargestellt „anhand repräsentativer Zeitschnitte“. Dabei zeigt sich, dass das Wirken der Hamburger Polizei stets eng mit dem jeweiligen politischen System verbunden war. „Als 1892 das Sozialistengesetz erlassen wurde, war es die Aufgabe der Polizei, die Gespräche von Arbeitern in den Kneipen zu bespitzeln“, erzählt Inse Leiner vom Ausstellungsdesigner Graphische Werkstätten Feldstraße. Auch die Nazi-Zeit wird – nicht zuletzt dank kritischer Nachfragen der Linken-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft – in der Schau ausführlich thematisiert. Einen breiten Raum nimmt die Schilderung der im Zweiten Weltkrieg vom Polizei-Bataillon 101 begangenen Verbrechen im besetzten Polen ein. Es gab aber auch in Hamburg Polizisten, meist waren es Sozialdemokraten, die sich dem braunen Terror verweigerten und deshalb aus dem Polizeidienst entfernt wurden.
Wie die Polizei mit der „dunk-len Zeit“ nach Kriegsende umging, lässt eine Kripomarke aus den Jahren 1945/46 erahnen: Das Hakenkreuz wurde einfach herausgekratzt ...
Was das Museum sein will, haben die...
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