Das Rad ist ab, Elric (11) muss mit dem Akkuschrauber ran. Schrauben raus, Holzklotz dran, Schrauben wieder rein – fertig. Das selbstgezimmerte Gefährt ist wieder einsatzbereit.
Theater ist Handarbeit, das kann man in der Holzwerkstatt der Ida-Ehre-Schule am besten sehen. Elric, Pia und Alina haben gemeinsam mit einer Handvoll Fünftklässler aus Holz Requisiten gezimmert. Aus Euro-Paletten, Rollen und Brettern wurden Autos und Laster. „Das war harte Arbeit“, sagt Alina.
Der gesamte fünfte Jahrgang der Ida-Ehre-Stadtteilschule in Eimsbüttel machte vorige Woche Theater. Im Rahmen der Projektwoche erarbeiteten die 138 Schüler ein Stück über Heimat, Flucht und Vertreibung: „Gekommen, um zu bleiben“ lautete der Titel.
Während in der Holzwerkstatt noch gezimmert wird, proben in der Aula die Schauspieler: Der Flüchtlingstross in der Wüste, schwere, schleppende Musik, wie in Zeitlupe bewegen sich die Gruppen durch den Raum. Gespentische Gestalten in schwarzen Umhängen und mit weißen Masken wuseln um die Flüchtlinge herum. Der Tod?
„Wir wollen den Leuten klar machen, was so eine Flucht bedeutet. Es ist anstrengend, die Flüchtlinge haben Hunger“, erzählt Lorena. Die beschwerliche Reise ist bei den Proben fast zum Greifen nahe.
Das Stück ist entstanden aus Interviews mit den Schülen. „Es geht um Herkunft und Toleranz – die Eltern vieler unserer Schüler stammen aus einem anderen Land“, sagt Lehrerin Mascha Fiolka, die die Woche gemeinsam mit den Tutoren der fünften Klassen vorbereitet hat. Vier professionelle Theatermacher kamen an die Schule, um das Stück mit den Kindern zu entwickeln: Schauspieler Patrick Abozen, die Theaterpädagogen Olaf Bublay und Christopher Weymann sowie Tanzchoreograph Tyll Wibben. Der Ida-Ehre-Kulturverein unterstützt die Projektwoche. Künftig soll jeder fünfte Jahrgang eine Woche Theater machen. „Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und hilft vielen Kindern, Schwellenängs-te abzubauen“, so Fiolka.
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