Kein Bauzaun wird heißer herbeigesehnt als der, der in der Woche vom 7. bis zum 13. April in der Goethestraße 31 aufgebaut werden wird. Denn wenn der Bauzaun kommt, verschwindet das Obdachlosenlager, das die Mieter im Haus nebenan seit zwei Jahren Nerven kostet und sie um den Schlaf bringt.
Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Obdachlosen lagern, ist die Neuapostolische Kirche. Deren Kirchenbau in der Goethestraße steht seit zwei Jahren leer. Allerdings nicht ganz: Auf dem Gehweg unter dem Vordach leben wechselnde und wachsende Gruppen von Wohnungslosen.
Die haben sich als Urinal Wände und Vorgarten vom Nachbarhaus Nummer 33 ausgesucht. Der Uringestank, besonders an warmen Tagen, ist umwerfend. Dazu bekommen die Mieter dieses Hauses das Sozialleben der Gruppe Nacht für Nacht hautnah mit: lautstarke Auseinandersetzungen und Musik mit Gesang, Gitarre und Mundharmonika, berichten drei Mieterinnen übereinstimmend.
Zwei Jahre lang haben sie versucht über ihre Hausverwaltung, die Neuapostolische Kirche oder das Bezirksamt die Obdachlosen zu bewegen, diesen Unterschlupf aufzugeben. Alles vergebens.
Björn Renz, Sprecher der Neuapostolischen Kirche, erklärt, man habe mehrmals mit den Obdachlosen „das Gespräch auf Augenhöhe gesucht“ – und wohl auch gefunden: „Wir haben gute, harmonische Gespräche geführt“. Unter anderem habe man die Gruppe gebeten, sich doch „sittsam“ zu verhalten und nicht gegen das Nachbarhaus zu urinieren.
Während er abschließend versichert, die Lage stelle sich „nicht so dramatisch“ dar, meint der Sprecher der Hausverwaltung Erich Rohlffs, verantwortlich für Haus Nummer 33, genau das Gegenteil: „Die Situation ist dramatisch, aber uns sind die Hände gebunden.“
Wenn der Bauzaun kommt und das Lager der Obdachlosen damit abgesperrt und aufgelöst wird, wird ein Vertreter der Kirche dabei sein, damit, so Kirchensprecher Renz, „ein sensibler Umgang mit den Obdachlosen“ sichergestellt ist.
Den Nachbarn ist „sensibler Umgang“ inzwischen...
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