- Carsten Vitt, Eidelstedt/Lurup - Im Praktiker-Baumarkt in Eidelstedt: „Kann ich die Ware auch zurückgeben?“, fragt ein Mann. „Nein, das geht nicht wegen des Insolvenzverfahrens“, antwortet die Frau an der Kasse. Der Kunde schiebt den Einkaufswagen erstmal beiseite, überlegt.
Die Baumarktkette Praktiker ist zahlungsunfähig, die Filialen bleiben aber vorerst geöffnet. Ein Insolvenzverwalter sucht nach Lösungen für den angeschlagenen Konzern. Wie es weiter geht, weiß derzeit keiner so genau. Ende voriger Woche hieß es, dass die gesamte Kette an einen Investor verkauft werden könnte. Es gebe Interessenten. Zumindest ist derzeit nicht von Schließungen die Rede.
Im Markt am Hörgensweg (7.500 Quadratmeter) in Eidelstedt sind knapp 60 Mitarbeiter (inklusive Aushilfskräften) beschäftigt, am Rugenbarg in Lurup (12.000 Quadratmeter) sind es knapp 80 Mitarbeiter. Belegschaft, Betriebsrat und Marktleitung wollen nichts zur Lage sagen. Die Stimmung ist bedrückt. Unsicherheit.
Was meinen Kunden? „Es tut mir Leid für die Mitarbeiter“, sagt Said Namet. „Es
wäre ärgerlich, wenn der Markt schließen müsste. Beratung und Bedienung sind klasse“, meint Heinrich Möller. Er habe viel in Eidelstedt eingekauft. „Aber es war nur dann mal viel los, wenn es Prozente gab“, erzählt der Schnelsener. „Die waren immer am güns-tigsten, vielleicht hat sich Praktiker damit runtergewirtschaftet“, mutmaßt ein anderer Kunde.
Rabattaktionen als Dauer-Lockmittel: „Hier spricht der Preis“ ist der Slogan von Praktiker. Die Baumarktkette hat im hart umkämpften Heimwerkermarkt auf Niedrigpreise gesetzt – und ist damit
offenbar auf die Nase gefallen. Rote Zahlen schrieb der Konzern schon länger, ein schlechtes Frühjahrsgeschäft führte zu der aktuellen Schieflage. Bei Praktiker geht es nun um 8.600 Arbeitsplätze. Max Bahr, das profitable Tochterunternehmen von Praktiker, ist von dem jetzt angestreb-ten Insolvenzverfahren nicht
betroffen.
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