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Auf Spurensuche im Hochbunker

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Bett, Gasmaske, Wasserspritze und Luftschutz-Hausapotheke waren die Standardausrüstung eines Bunkerabteils. Christopher von Savigny, Eimsbüttel – "Wer Platzangst bekommt, sagt bitte Bescheid!“ Zwischen den weiß gestrichenen Betonwänden des Bunkers am Eidelstedter Weg klingt die Stimme von Michael Fülleborn, der heute durch die Räume führt, besonders laut. Rund 30 Besucher tasten sich durch schmale Gänge und bemühen sich, nicht mit dem Kopf anzustoßen. Aus Anlass des 70. Jahrestages der „Operation Gomorrha“, dem schlimmsten Bombenangriff, den Hamburg im Zweiten Weltkrieg erleben musste (34.000 Tote), hat der Verein „Hamburger Unterwelten“ in den Hochbunker eingeladen. Es ist das erste Mal, dass das massive Bauwerk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Stockwerk für Stockwerk geht es nach oben. Es ist eng, es riecht ein bisschen muffig, außer weißen Wänden gibt es vorerst nicht viel zu sehen. Mit seinen 140 Zimmern, die mehr an Gefängniszellen erinnern, gilt der Hochbunker als eines der am besterhaltenen Bauwerke seiner Art. Jeder wirft mal einen neugierigen Blick in die nur wenige Quadratmeter großen Abteile. Kaum zu glauben, dass hier ganze Familien unterkommen konnten. Platzangst? Kann man sich lebhaft vorstellen. Außerdem spannend anzuschauen: eine ausgeklügelte, elektrische Lüftungsanlage, die immer noch funktioniert. Wer an der Handkurbel dreht, kann es selbst ausprobieren. Einen Lichtblick zwischen kahlen Wänden bilden die bunten Wandmalereien, die Straßenszenen und bekannte Personen zeigen. Unbekannte Künstler hatten sie noch zu Kriegszeiten auf die Wände gepinselt – vielleicht, um den Schutzsuchenden Gesprächsstoff zu geben, während sie ängstlich auf Bombeneinschläge warteten. Übrigens: Nur einmal – 1944 – wurde der Bunker von Bomben getroffen. Das Bauwerk hielt stand. Im obersten Stockwerk befindet sich eine Ausstellung zum Thema „Operation Gomorrha“, die der Verein in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel auf die Beine gestellt hat. Im Herbst soll es weitere Führungen geben. Termine: www.hamburgerunterwelten.de

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