Sie sind so jung und haben mehr Unglück erlebt als in ein ganzes Leben passt: Habib Amin (25), der in seiner Heimat Afghanistan als Goldschmied gearbeitet hat, und seine 21-jährige Frau Shokrie sind aus einem kriegs- und krisengeschüttelten Land geflohen. Entführung, Erpressung, Folter – Habib hat alles am eigenen Leib erfahren. Als auch die Familie bedroht wurde und er um das Leben seiner Nächsten fürchten musste, flüchtete er mit Frau und Kind 2011 nach Deutschland. Hier hat ihn vor zwei Wochen ein weiterer Schick-salsschlag getroffen.
Das Haus, in dem sie nach langem Warten endlich eine Wohnung bekommen hatten, brannte aus. Die Adresse: Eimsbütteler Straße 75. Eine Mutter und ihre zwei kleinen Söhne starben bei dem Brand.
Habib, Shokrie und ihre Kinder Nazanian (6) und Taha (1,5) waren nicht da, als das Unglück geschah. Dafür ist Habib dankbar. Aber er ist auch verzweifelt: Wieder hat die Familie das Zuhause verloren, steht wieder ohne alles da.
Dabei hatte sich das Leben in den letzten zwei Jahren so gut angelassen. Habib hat alle Deutschkurse bestanden, geht zur Abendschule, wird im Dezember den Hauptschulabschluss machen, strebt eine Ausbildung an. Shokrie, die durch die unzureichenden hygienischen Bedingungen in der Flüchtlingsunterkunft erkrankt war, wurde gesund, lernt Deutsch. Nazanian kommt im Sommer in die erste Klasse. Der kleine Taha ist eine einzige Freude.
Seit dem Brand lebt die Familie wieder in einer Sammelunterkunft. Zu viert in einem Zimmer in Wandsbek. Toilette, Bad und Küche teilen sie mit vielen anderen. Lärm auf den Fluren, Lärm vor den Fenstern, auch nachts. Amin: „Die Kinder schlafen erst um 23 Uhr ein, wachen morgens nicht auf.“ Täglich fährt er mit Bus und Bahn eine Stunde lang mit der übernächtigten Nazanian durch die Stadt, um sie in der Vorschule der Schule Arnkielstraße abzugeben. Denn Ausbildung ist wichtig.
Habib macht sich Sorgen um Shokrie: „Meine Frau – sie ist immer traurig“, sagt er. Wovon sie beide...
↧