Von Roger Reppliner (Text) und Ulrike Schmidt (Fotos). Könnte auch ein Tatort sein: Gummistiefel, Handschuhe, Dreck, dann und wann tauchen Knochen auf. Schlämmen in Stade, im ehemaligen Technikmuseum in der Freiburger Straße. Schlämmen? Nach Schätzen im Dreck suchen. Frank Albers, 51, ist Chef der Hobby-Archäologen, Oberschlämmer der Arbeitsgemeinschaft Archäologie Stade. Im Brotberuf IT-Spezialist. Er schiebt eine mit nasser Erde beladene Schubkarre von einem Nebenraum in den Saal. Da stehen drei große Siebe, alle selbst gebaut. An jedem Sieb zwei Schlämmmer, Freizeit-Archäologen wie Albers.
Eine Schaufel Dreck – in der Fachsprache: Abraum – auf das Sieb, den größten Mist aussortieren und auf einen Haufen schmeißen. Dann den Wasserstrahl an, los geht’s.
Im Herbst 2013 wurde in Stade im Hafen gegraben. „Vor Ort war es nicht möglich, nach archäologischen Standards zu arbeiten, gleichzeitig wusste man, dass der Abraum fundträchtig ist“. Fundträchtig – genau das ist er: Im Schlamm finden sich tolle Sachen.
Die Erde, die aus dem Stader Hafen geholt wurde, lag dort 1.000 Jahre lang mehr oder weniger. Vor Ort wurde ein bisschen gesiebt, im Hafen und vor, unter und hinter der Hudebrücke. In dem Raum, in dem die Erde lagert, bevor sie geschlämmt wird, ist an die Wand notiert, wo sie her ist: „Hinter Hudebrücke“, steht da, oder „Vor Hudebrücke“.
Zunächst landete die ausgebuddelte Erde auf dem Bauhof der Stadt. Dort begannen die Hobbyarchäologen mit der Arbeit. „Bis der Frost kam“, sagt Albers. Hätte man gewusst, wie der Winter wird, hätte man weiter auf dem Bauhof schlämmen können. Aber: Wer weiß das?
So suchte der Leiter des Fachbereichs Kultur, Andreas Schäfer, ein Plätzchen für die Erde aus dem Hafen und die Arbeit des Archäologen-Teams. Er fand das ehemalige Technikmuseum. „Schön hier“, findet Annegret Milbrecht und bringt alkoholfreien Punsch in großen Bechern. Dazu Lebkuchen.
Frau Milbrecht hat was gefunden im Schlamm, eine Goldmünze: Der Cruzado...
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