Gökay (7) erklimmt Stufe um Stufe, etwas beschwerlich, hinauf in den dritten Stock. Tür auf, willkommen in der Schildkröten-Gruppe in der Schule Rellinger Straße. Als Gökay vor eineinhalb Jahren an die „Relli“ kam, schaffte er es kaum die Treppen hoch. Der Junge hat eine leichte körperliche Behinderung – geht aber in eine ganz normale Klasse und wird hier gefördert. Inklusion nennt sich das seit ein paar Jahren in Hamburg. Die Schule Rellinger Straße will dieses Konzept ausbauen – stößt aber auf Probleme.
Jamal (Name geändert) spricht nicht und ist immer wieder unruhig. Michel hat ab und zu „Ticks“, dann kann er seinen Körper kurzzeitig nicht kontrollieren. Gökay muss immer wieder sportlich gefordert werden. Die drei brauchen besondere Unterstützung in der Lerngruppe. Hier sind Schüler der ersten bis dritten Klasse zusammen. Jeder lernt nach seinem Können und seinem Tempo, bekommt passende Aufgaben und Herausforderungen. Die Schüler, die mehr Hilfe brauchen, haben eben ihr ganz eigenes Tempo. Trotzdem: „Die Kinder sind voll integriert“, sagt Klassenlehrer Tim Schneider. „Die Schüler unterstützen sich gegenseitig, da fällt es nicht besonders auf, wer nun Förderung braucht“, so Schneider.
Bei den „Schildkröten“ sind zusätzlich zu Klassenlehrer Schneider eine Sonderpädagogin und eine Heilerziehungspflegerin eingesetzt – in der Regel unterstützen zwei Lehrkräfte die insgesamt 23 Schüler.
Doch der „Relli“ wird es schwer gemacht, dieses Modell weiterzuführen. Im laufenden Schuljahr stehen für Schüler mit leichtem Förderbedarf bis zu drei Extra-Stunden pro Woche zur Verfügung. Im nächsten Schuljahr wird es nur noch knapp eine Stunde sein.
Grund: Beim Sozialindex Kess wurde die Schule 2013 hochgestuft, nach der Kurzformel: Besseres soziales Umfeld, weniger Förderstunden. Diese Einstufungen sind umstritten (siehe unten). „Da wird nicht auf den realen Bedarf geguckt“, kritisiert Katja Grosse vom Elternrat. Die „Relli“ will kämpfen, um wirkliche Inklusion am Leben zu...
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