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Einmal süchtig, immer süchtig

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Gefährliches Daddeln: Nach Auskunft der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen zeigen etwa ein Prozent der 16- bis 65-Jährigen in Deutschland ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten. An das Datum kann sich Uwe Schmelzer (51, Name geändert) noch ganz genau erinnern: „Weihnachten 1987“, berichtet er. Da habe eine innere Stimme gerufen: „Hilf mir!“ Zu diesem Zeitpunkt war Schmelzer schwer süchtig. Tage und Nächte verbrachte er in der Spielothek, um Geldstücke in Automaten zu werfen. „Ob man gewinnt oder verliert, war irgendwann einerlei“, sagt er. „Es zählte nur noch der Kick des Spiels.“ Dabei war der damalige Mittzwanziger längst pleite, hatte sich Geld zusammengebettelt und ergaunert. Die Freundin hatte ihn verlassen, aus seiner Wohnung war er rausgeflogen, weil er die Miete nicht mehr bezahlen konnte. „Zum Schluss habe ich sogar das Klopapier aus der Spielhalle mitgehen lassen“, erzählt Schmelzer. Dem jungen Mann half eine dreimonatige Therapie in Ochenzoll. „Feste Zeiten, feste Regeln – und vor allem totale Abstinenz“, berichtet er. Das gilt bis heute: Schmelzer kann an keinem Gesellschaftsspiel teilnehmen und darf kein Computerspiel anklicken. „Einmal süchtig, immer süchtig“, erklärt er. Sich selbst bezeichnet Schmelzer als „trockenen Spieler“. Um die nötige Disziplin zur Enthaltsamkeit aufzubringen, besucht er regelmäßig eine Selbsthilfegruppe. In Eidelstedt hat sich ein Ableger der „Gamblers Anonymous“ gegründet (siehe Kasten). Aber warum wird man spielsüchtig? „Früher habe ich alles auf meine schwierige Kindheit geschoben“, sagt Schmelzer. „Heute weiß ich: Das stimmt nur zum Teil. Eine schwierige Kindheit kann jedenfalls ein guter Nährboden sein.“ Der heute 51-Jährige hatte schon immer leidenschaftlich gerne gespielt: „Ditschen“ auf dem Schulhof, Skat mit den Fußballfreunden. Nachdem ihn die Zockerei am Daddelautomaten gepackt hatte, ging es rapide bergab. Schmelzer klaute und betrog. Ein gutes Jahr saß er zwischenzeitlich im Knast. „Aber selbst das hat mich nicht kuriert“, berichtet er. „Man muss selbst die Entscheidung treffen.“ Die Eidelstedter Gruppe der „Gamblers Anonymous“ trifft sich montags in der Zeit von 19 bis 21.30 Uhr...

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