Von Christopher von Savigny. Simone Winkens hat eine Tragetasche mit Dutzenden von Kochbüchern angeschleppt. „Die brauche ich alle nicht mehr“, sagt sie und sieht richtig erleichtert aus, als sie ihren Bücherstapel los wird. „Wenn sich jetzt andere auch noch darüber freuen, ist es perfekt“, fügt sie lächelnd hinzu. Vielleicht wird sie sich anschließend selbst nach interessanten Schmökern umsehen. Die Auswahl ist riesig: Reihenweise Krimis stehen in den Regalen, neben Belletristik, fremdsprachiger Literatur, Kinder- und Jugendbüchern sowie Sachthemen wie Musik und Kunst. Spannende Lektüre von Patricia Highsmith findet man hier ebenso wie das „Irische Tagebuch“ von Heinrich Böll oder eine Gesamtausgabe von Karl May. Alles kostenlos. Einpacken, mitnehmen, fertig. So einfach ist das. Einfach und solidarisch. Geben und nehmen – ein immerwährender Kreislauf.
Gebrauchtes weiter verwerten und wieder unters Volk bringen – so könnte man das Prinzip des Umsonstladens in der Stresemannstraße umschreiben, der erste seiner Art in Deutschland. Mittlerweile existieren bundesweit rund 50 davon. Der Hamburger Prototyp, eine Initiative des Arbeitskreises Lokale Ökonomie (LÖK), wurde 1999 gegründet, damals noch im Nernstweg. Seit zehn Jahren befindet sich das urige Lädchen direkt neben dem S-Bahnhof Holstenstraße. Die stuckverzierte ehemalige Altbauwohnung quillt über mit Büchern, Kleidung und Gebrauchsgegenständen aller Art: Schicke Hemden und Anzüge findet man hier ebenso wie Küchengeschirr, Computerteile und ausrangierte Kinderspiele. Etwa 20 Mitarbeiter, die sich „Aktive“ nennen, kümmern sich schichtweise um den Betrieb des Ladens, der dreimal pro Woche geöffnet hat. Grundsätzlich wird alles angenommen, was funktionsfähig ist und was ein Mensch alleine tragen kann. Bis zu drei Teile darf jeder wieder mitnehmen – eigentlich. „Im Moment kriegen wir so viel rein, dass das Limit nicht gilt“, sagt Bodo Bischof, Theologe auf Stellensuche und Umsonstladen-Pionier der ersten...
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