Selbst im Dach steckt noch ein Stück Geschichte: Als vor ein paar Jahren beim TSV Stellingen die Dachbalken der Turnhalle ausgebessert wurden, stießen Arbeiter auf ganz alte Holzteile. Sie gehörten zu der ersten Halle, die an dieser Stelle ab 1902 gestanden hatte. 125 Jahre ist der TSV Stellingen dieses Jahr alt – wo geht die Reise hin?
Turnen war die Keimzelle und stets das Rückgrat des Vereins. Als eine Handvoll Männer 1888 den Turnverein Langenfelde-Stellingen gründete, ging es den Herren in erster Linie darum, sich gemeinsam zu bewegen. Die Frauen- und Mädchenabteilung kam ein paar Jahre später hinzu.
Von Turnen und Gymnastik redet heute kaum jemand noch, Fitness heißt der Trend, auf den alle aufspringen wollen. Es gibt spezielle Trainer dafür, spezielle Übungen und Geräte mit seltsamen Namen. Und um sich gut trainiert zu fühlen, geben Leute auch eine ganze Menge Geld aus. Nur tun sie das meist in spezialisierten Fitness-Studios, weniger in Vereinen.
Der TSV will vom Fitness-Trend profitieren und seine Angebote ausbauen. So soll der Verein vor allem für jüngere Mitglieder interessanter werden. Dafür werden in erster Linie mehr Platz und ein modernes Gebäude gebraucht. Über beides wird derzeit verhandelt.
Im Fotoalbum des TSV gibt es noch diese alten Bilder: An langen Tischreihen sitzen Kinder bei der Weihnachtsfeier, lachen fröhlich in die Kamera. Ein buntes Durcheinander beim Fasching. Hunderte Jugendliche bei Sportfesten im Stellinger Stadion. Der Nachwuchs ist heute schwerer zu erreichen: „Durch die Ganztagsschule brechen uns die Kinder weg, das wird immer schwieriger“, sagt Vorsitzende Elke Mohr. Wenn Grundschüler bis vier oder fünf Uhr am Nachmittag in der Schule sind, gehen sie danach kaum noch extra zum Sport.
Der TSV steckt in einem Dilemma: Um als Fitness-Anbieter weiterzumachen, wird vermutlich eine hauptamtliche Geschäftsführung gebraucht. Und Platz. „Wenn sich nichts entwickelt, befürchte ich, dass der Verein langsam einschläft“, so Mohr.
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