Von Chrostopher von Savigny, St. Pauli.
Eine lange, weiße Blechkiste steht seit knapp zwei Wochen auf dem Vorplatz der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg: mehrere Wohncontainer, jeweils 14 Quadratmeter groß, eingerichtet mit Stühlen, Tischen und Betten. Darin leben jetzt einige der afrikanischen Flüchtlinge, die die St.-Pauli-Kirche vor knapp einem halben Jahr aufgenommen hat. Für 24 Menschen reicht der Platz insgesamt.
Die neue Behausung ist gerade noch zur rechten Zeit angekommen: Nachts sinkt die Temperatur bereits bis an die Null-Grad-Grenze. Die St.-Pauli-Kirche, in der die sogenannte „Lampedusa-Gruppe“ bislang auf dem Fußboden genächtigt hatte, ist ungeheizt.
Mit dem Aufstellen der Container scheint das monatelange Tauziehen zwischen Kirche und Behörde erst einmal beendet zu sein. Die Flüchtlinge, überwiegend Ghanaer, waren Anfang des Jahres von der italienischen Insel Lampedusa aus nach Deutschland eingereist – offiziell als Touristen. Ihre Zahl soll sich auf insgesamt 300 belaufen, knapp 80 von ihnen wurden in der Kirche am Pinnasberg aufgenommen. In den vergangenen Wochen hatte die Stadt vermehrt Druck auf die Kirche ausgeübt, weil sich keiner der Afrikaner bei der Behörde gemeldet hatte. Inzwischen hat sich die Situation geändert: „Es konnten die Namen und Daten von mehr als 70 Flüchtlingen erfasst werden – entweder aufgrund der polizeilichen Kontrollen oder weil die Männer sich selbst an die Ausländerbehörde gewandt haben“, berichtet Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde. Nach geltendem Recht können sie in Deutschland allerdings kein Asyl beantragen, da sie über Drittländer – in diesem Fall Italien – eingereist sind.
In den von der Kirche finanzierten Containern sollen die Afrikaner vorerst Unterschlupf finden. Für die Behörde ist das so in Ordnung: „Niemand hat etwas dagegen, wenn die Kirche Container aufstellt, um Menschen ohne Obdach unterzubringen“, sagt Reschreiter. Offiziell sollen allerdings nur die „gemeldeten“ Flüchtlinge dort schlafen....
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