![Die Wienbargstraße ist die kürzeste Straße Hamburgs, die auch Straße heißt - und nicht Gasse, Weg oder Platz.]()
- Christiane Handke, Bahrenfeld - Auf vielen Seiten mit Touristenhinweisen für Hamburg tummelt sich eine Falsch-Information: Die kürzeste Straße Hamburgs sei die Herbertstraße. Diese berühmte Rotlichtmeilen-Straße misst tatsächlich lediglich 60 kurze Meter. Aber es gibt in Hamburg, nur ein paar Kilometer weiter westlich, eine Straße, die knapp 16 Meter kürzer ist. Mit 44 Metern und zwölf Zentimetern „Länge“ hält sie den Rekord als kürzeste Verkehrsverbindung der Hansestadt, die den Namen „Straße“ trägt. Es ist die Wienbargstraße in der Nähe der Autobahnabfahrt Bahrenfeld. Sie verbindet die Lyserstraße mit der Friedensallee und dem Bahrenfelder Marktplatz.
Angelegt wurde sie im Jahr 1929. Und es steht dort nur ein einziges Haus; die Bewohner, es sind nur sieben Parteien, haben die Adresse Wienbargstraße 2. Eine Wienbargstraße 1 gibt es nicht.
Benannt wurde die Straße übrigens nach Ludolf Wienbarg, einem Schriftsteller, der heute nur noch Germanisten und Literaturwissenschaftlern bekannt sein dürfte. Er wurde am 25. Dezember 1802 in Altona geboren und starb mit 70 Jahren in einer psychiatrischen Anstalt in Schleswig. Als Folge seiner Trunksucht litt er unter Verfolgungswahn.
Das Haus in der Wienbargstraße gehört zu einem von dem Architekten Karl Schneider errichteten Rotklinker-Ensemble, das sich um die Ecke in die Lyserstraße erstreckt. Die gesamte Häuserreihe steht heute unter Denkmalschutz. Schneider, Pionier der neuen Sachlichkeit in den späten 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, hatte in Hamburg großen Erfolg, bis er von den Nazis 1933 Berufsverbot bekam. Er emigrierte nach Chikago, wo er als Designer arbeitete, und starb 1945 im Alter von 53 Jahren.